Mythen hinterfragt – Teil 2: Sind Product Owner und Produktmanager*in nicht das gleiche?

Das es für beide Rollen keine einzig gültige Definition gibt und Unternehmen sie unterschiedlich interpretieren, gibt es die Chance, dass beide Rollen in manchen Fällen als synonym gelebt werden. Definitiv haben beide Rollen eine Überlappung der Verantwortlichkeiten. Aus folgenden Gründe bevorzuge ich im Umfeld der Produktentwicklung den Begriff Produktmanager*in:

Verknüpfung von Rolle und Vorgehensmodell

Die Bezeichnung Product Owner basiert auf einer Rolle aus dem Scrum Vorgehensmodell. Spätestens wenn nicht Scrum, sondern Kanban oder Mischformen diverser Modelle eingesetzt werden, ist die Bezeichnung missverständlich. Die Rolle des Produktmanagers steht dagegen als universelle Rolle in keinem direkten Zusammenhang mit einem Vorgehensmodell. Sie muss bei einem Wechsel von Vorgehensmodellen nicht angepasst werden.

Mangelnde Reputation durch einfache Zertifizierungen

Die offiziellen Zertifizierungen, z.B. CSPO, sind mit sehr wenig Erfahrung und Wissensaufbau zu erwerben. Während nichts gegen Weiterbildung spricht, so ist diese Zertifizierung im Sinne der Eignung von Kandidaten wenig hilfreich, den sie vermittelt kaum Kompetenz und ist auf das Scrum Vorgehensmodell zugeschnitten. Tiefere Kenntnisse oder Methodenkompetenz im Produktmanagement werden dabei nicht vermittelt. Dieses Vorgehen diverser Scrum Organisation ist generell nicht von Vorteil für das Ansehen von Product Owner. Werden beide Rollen gleichgesetzt, wird es der Verantwortung und den Kompetenzen, den die meisten Produktmanager*innen erfüllen, nicht gerecht.

Teilweise Unterordnung der Product Owner Rolle 

In vielen Fällen werden Product Owner nur für die Umsetzung von bereits getroffenen Produktentscheidungen oder im Projektumfeld eingesetzt. Viele größere Unternehmen und Modelle wie das SAFe Framework (Skalierung agiler Modelle wie Scrum) sehen sogar die Rolle des Produktmanagers als übergeordnete Business-Entscheider vor. Product Owner bleibt dann die Rolle der Umsetzer, die mit dem Entwicklungsteam arbeiten. Während das in einem Dienstleister- und Agenturumfeld ein mögliches Modell sein kann, ist diese Art der Aufgabentrennung in der Produktentwicklung nicht sinnvoll. Um gute Entscheidungen treffen zu können, müssen sowohl Business-, als auch UX- und Technologie-Aspekte zusammenhängend betrachtet werden. Findet bei Produktmanagern dadurch eine Überlastung statt, so ist es besser, Entlastungen anders zu organisieren als auf diese Art der Verantwortungstrennung.

Fazit: Beide Rollen je nach Einsatzbereich zweckmäßig

Während in einem Scrum-Umfeld Produktmanager innerhalb ihrer Verantwortung die Rolle des Product Owners unproblematisch wahrnehmen können, so kann es umgekehrt missverständlich sein. Für Produktmanager mit echter Verantwortung für ein Produkt ist der Begriff des Produktmanagers daher passender. In Agentur- und Dienstleistungsunternehmen, die mit dem Scrum Vorgehensmodell und eher auf Projektebene arbeiten, kann ebenso der Begriff des Product Owners sinnvoll eingesetzt werden.


Dies ist ein Beitrag aus der Serie Mythen hinterfragt.


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