Priorisierung für Führungskräfte im Produktmanagement

Um die eigene Wirksamkeit zu erhöhen, sollte den Aufgaben mit dem größten Potential auch die größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Während diese Feststellung für alle Produktmanager*innen gilt, gibt es für Führungskräfte einen wesentlichen Unterschied zu beachten: Teams bekommen viele Rahmenbedingungen vorgegeben, während Führungskräfte viele davon definieren oder verändern können. Diesen fundamentalen Unterschied sollten insbesondere neue Führungskräfte beachten, wenn sie ihre eigenen Prioritäten setzen. Dabei kann man einer Logik folgen, die nachvollziehbar aufeinander aufbaut:  

1. Vision, Strategie und Ziele definieren und kommunizieren

Auch die besten Teams in einer Top Organisation werden selten außergewöhnliches erreichen, wenn sie nicht fokussiert,  gemeinschaftlich und leidenschaftlich einer Vision mit passender Strategie folgen können. „Beliebige“ Opportunitäten und iterative Verbesserungen füllen dann diese Lücke. Die Ergebnisse bleiben Mittelmaß. Eine gemeinsame, bekannte und inspirierende Ausrichtung inklusive Koordination der Team-Ziele ist daher das Fundament im Produktmanagement, auf dem alles andere Aufbauen kann.

2. Organisation und Kultur justieren

Ohne eine für die Vision und Strategie passende Organisation und einer förderlichen Kultur, verhindert die Führung systematisch, dass Mitarbeiter*innen Ihre Potentiale ausschöpfen können. Die Team-Struktur und deren Rollen sollten die Ziele maximal unterstützen. Erfahrene „High Potentials“ können bereits an der Organisation und der erlebten Kultur im Einstellungsprozess erkennen, im welchem Reifegrad sich ein Unternehmen in der Produktentwicklung befindet. Finden sie nicht ein gewisses Umfeld mit entsprechendem Reifegrad vor, in dem Sie ihre Fähigkeiten entfalten können, entscheiden sie sich für andere Unternehmen.

3. Das bestmögliche Team zusammenstellen, entwickeln und motivieren

Eine Führungskraft kann nur so gut sein wie das eigene Team es ermöglicht. Insbesondere bei komplexer und kreativer Arbeit mit hoher Verantwortung steigt das Ergebnis der Arbeit nicht linear, sondern exponentiell zu den Fähigkeiten des Teams an. Ein außerordentlich gutes Produkt-Team kann dem Unternehmen enorme zusätzliche Gewinne einfahren. Oder eben nicht. Daher ist es wichtig, die bestmöglichen Mitarbeiter*innen zu gewinnen und Ihr Potential maximal zu entwickeln. Dazu gehört persönliches Coaching, regelmäßige 1:1 Abstimmungen, das richtige Einsatzgebiet und die Aufrechterhaltung der Motivation. 

4. Effektive Entscheidungen und Innovationen sicherstellen

Sind alle wichtigen Grundlagen geschaffen, geht es als nächstes darum, die gegebene Strategien und Ziele maximal effektiv zu erreichen. 

Dazu stellt sich zunächst die Frage, welche Probleme primär gelöst werden sollten. Diese Frage ist meistens schwerer zu beantworten, als eine gute Lösung für ein gegebenes Problem zu finden, was die logische Folgefrage ist und bereits einiges an Know-How und Methodenkompetenz voraussetzt.

Diese Arbeit können die Teams idealerweise selbst durchführen. Jedoch sollten Führungskräfte sicherstellen, dass dem so ist. Falsche Annahmen, zu enge Sichtweisen, Zielkonflikte, fehlende Kompetenzen und ähnliche Hindernisse gilt es aufzudecken und zu beheben. Ebenso werden übergeordneten Fragestellungen auf höherer Ebene zu entscheiden sein.

5. Für effiziente Prozesse, Werkzeuge und Kollaboration sorgen

Das größte Verschwendungspotential ensteht dadurch, an den falschen Dingen zu arbeiten. Nur wenn wir sicherstellen können, das dies nicht passiert, sollte die Aufmerksamkeit auf die Effizienz von Prozessen, Methoden und Werkzeugen schwenken. Dabei sollte eine Balance zwischen den Interessen unterschiedlicher Teams und Gruppen gefunden werden, um ein übergeordnetes Optimum zu erreichen. Insgesamt ist aber festzustellen, dass hier das geringste Potential zu heben ist. Unter anderem deswegen, da gute Teams in einer guten Kultur selten ineffizient arbeiten. 

Ein Augenmerk sollte zudem auf die interne und externe Kollaboration gerichtet werden. Sie sichert eine langfristige, verbindliche und fruchtbare Basis, aus der alle Parteien Vorteile nutznießen können und dient auch als konstruktiver Eskalationsweg bei Konflikten.


Ich habe in vielen Unternehmen beobachtet, dass dem Thema Effizienz gegenüber viel wirksameren Themen deutlich zu viel Beachtung geschenkt worden ist. Diese aus dem Industriezeitalter entstandene Kultur wurde damals durch einer Wirtschaft geprägt, in der repetitive Aufgaben günstiger produziert werden sollten. In der innovativen und kreativen Aufgabenstellung heutiger Entwicklungsteams spielt aber die Effektivität der Arbeit eine deutlich größere Rolle. Als Führungskraft im Produktmanagement sollte man sich diesen Kontext vergegenwärtigen und bei Notwendigkeit im Management auch verteidigen.


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