Es vergeht kaum ein Monat ohne neuen Hype. Manche Produktmanager in technologisch dynamischen Branchen sehen sich dann mit dem Druck konfrontiert, auf jeden Hype schnell zu reagieren und vernachlässigen möglicherweise wichtigere Aufgaben. Andere sind überlastet und ignorieren relevante Innovationsthemen zu lange.
Die Erwartungshaltung ist, dass wir grundlegend Trends und Innovationen bewerten und in unsere Produktentscheidungen einfließen lassen. Mit einer strukturierten Vorgehensweise können wir in dieser Hinsicht deutlich effizienter vorgehen und diesen Themen gelassener begegnen.
Je nach Unternehmen oder Thema kann die Reihenfolge variieren. Folgende Checks können dir jedenfalls dienlich sein, um möglichst schnell auf Ausschlusskriterien zu stoßen oder effizient vorzugehen:
Check 1: Bestehende Lösungen gegenhalten
Neue Lösungen wirken oft innovativ, doch der Vergleich mit bewährten Alternativen verhindert voreilige Entscheidungen. Welches Problem wird im eigenen Umfeld deutlich besser gelöst als mit einer bereits erprobten Alternativlösung? Welche internen Vorteilsversprechen wie z.B. Wirtschaftlichkeit könnten noch eine Rolle spielen?
Besteht das Versprechen darin, dass ein komplett neuer Markt entsteht: gibt es dafür irgendein Beweis, der über Glaubensbekenntnissen hinausgeht? Insbesondere in der zweiten Phase des Hype-Cycles – den übertriebenen Erwartungen – ist diese Frage relevant.
Wenn diese Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet werden können, dann kann hier abgebrochen werden. Sehr viele Trends bestehen bereits diesen Test nicht.
Check 2: Geschäftsmodell-Einfluss abschätzen
Hat eine Innovation das Potential für einen starken oder gar disruptiven Einfluss auf das eigene Geschäftsmodell? Wenn nein, dann ist es vermutlich nicht nötig, mit dieser Innovation zu den allerersten im Markt zu gehören. Für nicht geschäftskritische Innovationen ist es oft effizienter und günstiger, erfolgreiche Innovatoren zu kopieren. Lernkurven und gescheiterte Innovationen können so vermieden werden, ohne das relevante Risiken als Follower entstehen. Es ist somit deutlich einfacher und günstiger, als Adopter einzusteigen.
Check 3: Wissen aus Netzwerken nutzen
Relevante Netzwerke sind wertvolle Informationsquellen, die es anzuzapfen gilt. Oft haben andere im Unternehmen oder auch abseits bereits Wissen aufgebaut, die für das eigene Umfeld relevant sind und viele Fragen beantworten.
Möglicherweise macht bei gemeinsamem Interesse und komplexen Fragestellungen auch die Gründung eines neuen Netzwerks Sinn. Eine Community of Practice oder ähnliche Modelle bieten sich an. So kann der Aufwand für die weitere Recherche und Investitionen geteilt und wissen gebündelt werden.
Check 4: Schnell und günstig auf Relevanz testen
Wenn ein neuer Trend vielversprechend erscheint, empfiehlt es sich, die Theorieebene zu verlassen und möglichst kleine und kontrollierte Experimente durchzuführen. Ein iterativer Ansatz sollte die wichtigsten Erfolgskriterien zuerst und möglichst günstig mit einfachen Prototypen testen. Bestimmte Herausforderungen oder Erkenntnisse treten erst auf, wenn sie konkret und mit dem eigenen Anwendungsfall getestet werden.
Um interne Ressourcen und Zeitverschwendung wegen mangelndem Knowhow einzusparen, können Dienstleister mit eingebunden werden. Ebenso können solche Projekte interessant für juniorige, aber talentierte Mitarbeiter*innen oder auch Student*innen sein.
Spätestens hier wird meist klar, ob sich Trends oder Hypes für das eigene Produktumfeld sinnvoll nutzen lassen oder welchen Reifegrad sie möglicherweise noch erreichen müssen. Das Ergebnis kann so ohne den Aufwand eines Produktes im produktiven Einsatz vorab evaluiert werden.